Für den „Night Warrior“ tauchten die beiden Yogalehrerinnen Victoria Larsson und Kirileigh Lynch (bekannt von hier und hier) das Osho Studio in Schwarzlicht.
Dana, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Ein absoluter Ich-Tag. Ausgeschlafen, Einkäufe erledigt, Smoothie-Varianten probiert und abgefüllt (Samstags sättige ich mich meistens tagsüber mit Smoothies). Mittags ging es aufs Tempelhofer Feld zu einer Acro Yoga Session. Hab ich erst zum zweiten Mal gemacht und ich mag die Überwindung, die es mich kostet, jemandem so zu Vertrauen. Man wird von der Base (auf dem Boden liegende Person, meist ein Mann) mit den Füßen am Becken balanciert und erarbeitet sich so die Posen. Oft muss man von einer in die andere hineinfallen oder springen. Ziemlich akrobatisch das Ganze und ein Kick, dem ich nur schwer widerstehen kann. Besonders krass war es auf den Fußsohlen des Partners zu stehen. Von der körperlichen Seite abgesehen ist es für mich auch sehr schön, mit so vielen Menschen, die Erfahrung zu teilen. Von Kindern bis Mitt-50er war alles dabei und jeder willkommen. Bischen Hippie-Kommunen-Feeling kam in mir auf. Ich spüre aber auch sehr deutlich, dass ich nicht diese Mentalität teile, die einige hier mitbringen. Nach zwei Stunden war ich ausgepowert und wollte noch mal ruhen. Am Abend hatte ich ja noch ein Yoga-Date. Selbst für mich viel an einem Tag.
Uli, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Morgens früh aufgestanden und Kram erledigt, um 10:30 Uhr schon zum Waffelfrühstück nach Friedrichshain geradelt, dann durch Neukölln gebummelt und auf dem Klunkerkranich in der Sonne gebrutzelt, von da auf ein Radler zur Hinterhofparty von Muschi Kreuzberg und dann zum Yoga – ziemlich schön war mein Tag!
– Uli
Wo habt ihr heute Yoga gemacht?
Ein Sonder-Event im Osho Studio in Kreuzberg: „Night Warrior“. Ein Vinyasa-Yoga Konzept mit DJ-Beschallung und Schwarzlicht. Mitmachen kann jeder, es gibt Variationen für alle Levels.
– Dana
Wir waren beim Night Warrior im Osho-Studio. Eine Veranstaltung, die Victoria Larsson und Kirileigh Lynch zusammen organisieren. Die beiden unterrichten sonst unter anderem bei Yellow Yoga. Night Warrior ist 2 Stunden Vinyasa-Yoga bei Schwarzlicht und mit Live-DJ (Deep House). Das Osho-Studio ist wunderschön renoviert. Weiße Wände, glatter Holzboden, neue Toiletten und ein Duschraum.
– Uli
Beschreibe die Stunde.
Ich habe mich gewundert, dass es nicht brechend voll war. Aber die Veranstaltung wurde recht spät per Mail versandt und ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie viel Wert auf die Verbreitung legen. Wenn man damit Geld verdienen will könnte man da schon mehr für tun – viele haben weniger Berührungsängste wenn der Spaß im Vordergrund steht. Ich finde diese Stunden sind gut, um Yoga zu machen ohne das Gefühl zu haben auf den Esoterik-Dampfer aufzusteigen. Trotzdem können sich alle in ihre Praxis vertiefen. Ich kann mich gut fallen lassen bei lauterer Musik und auch das Schwarzlicht war ziemlich anregend. Der Raum war mir etwas zu kalt und ich habe lange gebraucht um warm zu werden. 5 Minuten eigene Sonnengruß-Praxis waren mir zu kurz. Aber an Sonnengrüßen hat es nicht gemangelt. Die Sequenz hatte das Thema „nach Innen schauen“. Viele Vorbeugen waren dafür sehr gut. Irgendwann habe ich im „Innen“ auch ein großes Loch entdeckt – Hunger! Die letzten Übungen hab ich daher sehr reduziert mitgemacht. Mir war tatsächlich etwas schwindlig. Als die Stunde rum war, konnte ich mich nur schnell auf die kostenlosen Erdbeeren stürzen.
– Dana
Die Klasse dauerte zwei volle Stunden, das heißt: ordentlich Zeit für mehr Variationen und Sequenzen. Kirileigh sagte einleitend, dass sie uns bittet, alles „Äußere“ mal zu vergessen: Nicht nachdenken wie meine Pose aussieht, nicht schauen ob die Nachbarin es besser kann oder was sie anhat. Einfach nach innen blicken. Wir haben im auf dem Bauch liegenden Schmetterling begonnen. Nach einem gemeinsamen Einstieg bekamen wir Zeit, unsere eigenen Sonnengrüße zu machen („or you can also just twerk on the mat“). Im Anschluss gab es mehrere stehende Sequenzen mit kurzen Unterbrechungen im Sitzen. Höhepunkt war jedes Mal ein recht fortgeschrittenes, „artistisches“ Asana wie zuletzt der Paradiesvogel, eine gebundene, stehende Balancehaltung. Als Peak-Rückbeuge hat uns Victoria durch den Tiptoe Fish geleitet, eine sehr fordernde Pose, in die ich mich noch nie vorher reingetraut habe. Zum Ende gab es ausgiebige Dehnung mit mehr Varianten als in den üblichen, kürzeren Stunden, dann Kopf- oder Schulterstand und Savasana.
– Uli
Wie würdest du die Menschen beschreiben, die im Kurs waren?
Frauen. Nur Frauen. Das war schade. Ich mag einen hohen Männeranteil, weil die Energie sich dadurch verschiebt. Manche Stunden können richtig sexuell aufgeladen sein. Das war hier nicht so, auch wenn bestimmt viele der Frauen an Frauen interessiert waren. Ich kannte einige Leute und wir waren selbst zu fünft dort aufgeschlagen. Ich konnte mich sehr wohlfühlen.
– Dana
Es war ja eine außerordentliche Veranstaltung, deshalb würde ich sagen es war gut durchmischt. Leute kommen über Yellow Yoga, vom Osho, über Freunde von Freunden… meine Gruppe bestand neben Dana noch aus drei weiteren Freund/innen. Es ist schön, wenn man so eine Aktivität mit Leuten teilen kann, die einem nahe stehen. Die Energie wirkt noch stärker.
– Uli
Wie würdest du den/die Lehrer/in beschreiben?
Kirileigh: Australierin mit recht starkem englischen Dialekt. Sie gibt wenig Tips zur Ausrichtung und ich würde sie eher als bequemen Yogi beschreiben. Victoria: Schwedin, tough. Sie mag Punk und zeigt ihren Feminismus deutlich. Aber eine gewisse Wärme strahlt sie aus, wenn sie unterrichtet. Das macht sie weicher und zugänglicher. Beide zusammen sind ein gutes Team. Ergänzen sich und profitieren vom Stil der anderen.
– Dana
Victoria und Kirileigh haben sich laut eigener Aussage gesucht und gefunden: Sie lieben beide Punk, Feminismus, Rock’n’Roll und Yoga und haben beide das Ziel, unabhängig von teuren Studios und Marken-Yogaklamotten zu unterrichten. Kirileigh ist eher lebhaft, lustig und macht Witze über die Schlange vor dem Berghain, während sie uns durch schwierige Posen leitet. Victoria ist etwas ernster – sie sagt seltener was Persönliches, aber dann ist es umso eindringlicher. Ich respektiere sie beide unglaublich und habe von beiden sehr viel gelernt. Die Kombination ist für mich was ganz besonderes. Victoria war die erste Lehrerin in Berlin, die mich richtig begeistert hat. Kirileigh hat mir mit ihren ins Heute geholten Yoga-Lebenslektionen schon einiges an Selbstbewusstsein und -erkenntnis eingeimpft.
– Uli
Was gefiel dir, was nicht?
Mir gefielen die Variationen. So konnte jeder sein Yoga selbst intensivieren oder es entspannter angehen lassen. Mir gefiel nicht, dass es keine Bauchmuskelübungen gab.
– Dana
Ich war einfach absolut da. Ich mochte die Herausforderung, mal im Halbdunkel einfach nur zuzuhören und mich auch in die Posen und Variationen, die ich nicht kannte, nur verbal leiten zu lassen und nicht groß zu gucken. Es hat funktioniert! Mir gefiel nicht, dass die Matten auf dem fast zu glatten Boden herumrutschen (ich hatte gut Halt auf der Matte, aber die Matte hat keinen Halt am Boden…).
– Uli
Wo bist du an deine Grenzen gegangen?
Die letzte Rückbeuge war ein Rad mit Knien auf dem Boden. Dafür hat mir in dem Moment die Kraft gefehlt.
– Dana
Im Tiptoe Fish. Es war eine sehr heftige Rückbeuge, aber es hat sich gut angefühlt. Ich musste laut seufzen.
– Uli
Dein Asana des Tages?
Titibasana.
– Dana
Es gab einige, die mich einem High nahe gebracht haben. The Winner: Tiptoe Fish
– Uli
Welcher Gedanke hat dich abgelenkt?
Mein Riesen-Hunger!
– Dana
Die Frage, ob meine Freunde das hier auch so genießen wie ich.
– Uli
Was hast du über Yoga dazugelernt?
Das ich eine starke Bindung zu meinem Körper habe und trotzdem manchmal zu ehrgeizig mit mir selbst bin. Genau das will ich durch Yoga lösen und nicht verstärken. Ich habe gelernt, dass es auch für Yoga ein Maß geben sollte – mein eigenes Empfinden. Wenn ich mich ignoriere, erreiche ich das Gegenteil von Yoga.
– Dana
Wenn man dabei lächelt, fällt einfach alles leichter. Mundwinkel hoch!
– Uli
Was hast du über dich gelernt?
Dass die Präsenz von Männern im Kurs mich positiv anregt.
– Dana
Ich überwinde langsam aber sicher meine Angst vor extremen Rückbeugen.
– Uli
Was hast du über Uli gelernt?
Dass sie experimentierfreudiger im Dunkeln ist ; )
Was hast du über Dana gelernt?
Acro-Yoga (worüber wir vor der Stunde sprachen) wäre für sie niemals ein Ersatz für normales Yoga.
Worüber habt ihr danach gesprochen?
Wer auch soviel Hunger hat und wo wir etwas essen? Waren uns schnell auf Falafel einig.
– Dana
Darüber, wo wir jetzt noch was essen gehen. Und über unsere Pläne für morgen.
– Uli
Welche Fragen stellst du dir gerade?
Wann ich wohl unterrichten werde bzw mein Teacher-Training absolviere? Ich bekomme langsam mehr Lust selbst Stunden zu entwerfen und das zu vermitteln, was ich spüre. Wenn ich es schaffe und talentiert dafür bin.
– Dana
Welche einfachen (non-verbalen?) Signale könnte man entwickeln, mit denen Yogis anzeigen können, dass eine Hilfestellung oder Massage vom Lehrer/von der Lehrerin mit mehr Kraft durchgeführt werden soll?
– Uli
Möchtest du noch etwas sagen?
Mir fällt hier nie was ein.
– Dana
Man kann es Chakra nennen oder Energiezentrum oder Placebo-Effekt – bei mir hat sich auf jeden Fall noch mehrere Stunden lang eine unglaublich positive Energie durch den Körper gedreht.
– Uli