#7: Yogeswari bei Jivamukti Mitte

Wir haben uns früh aus dem Büro davongestohlen, um mit der Jivamukti-Koryphäe Yogeswari auf die Matte zu steigen.

Dana, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Mein Gehaltsgespräch mit meinem Chef. Die letzten 2 Wochen waren anstrengend. Ich hatte Mühe aus dem Urlaub wieder in den Arbeitsalltag zu finden. Heute lief dafür alles glatt. Das Gespräch war ganz gut und ich bin zuversichtlich rausgekommen. Von zu allgemeinen Zukunftsfragen versuche ich mich immer zu befreien. Die meisten Dinge regeln sich von alleine, wenn ich das Beste aus dem Tag mache.

Uli, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Ich hatte ein kleines Tief letzte Woche, es sind einige kleine Sachen passiert, die mich ein wenig aus dem Tritt gebracht haben. Alpträume und sowas. Dafür war es heute in der Arbeit relativ ruhig. Ich hatte Zeit, ein paar Dinge abzuarbeiten. Ich denke momentan viel über meine finanzielle Situation nach.

Wo habt ihr heute Yoga gemacht?
Jivamukti Yoga Berlin, Mitte, eine Advanced Open Klasse über 2 Stunden.
Dana

Wir sind sehr früh aufgebrochen, um bei Jivamukti in der Brunnenstraße (angenehme drei Fußminuten von unserem neuen Büro) eine Klasse bei Yogeswari mitzumachen.
Uli

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Lara und Dana vor der Stunde.

Beschreibe die Stunde.
Vom Aufbau war es eine klassische Jivamukti-Stunde. Chanten, Intention, Sonnengrüße, Asanas und Savasana mit Meditation am Schluss. Es war sehr voll, wir lagen Matte an Matte und der Raum war heiß und stickig. Ich liebe das. Statt 5 Atemzüge im Down-Dog zu verharren durften wir immer gleich nach vorne. Die Energie wurde gleich am Anfang ziemlich aufgedreht, um uns auf die Umkehrstellungen und Armbalancen vorzubereiten. Unterarmstand, Handstand, Schmetterling, Pfau, fliegende Taube. Ich dachte mir wachsen gleich Flügel. Ich hab irgendwann garnix mehr mitbekommen und war völlig benebelt von der Energie in mir.
– Dana

Es ging für die Intention um den Zusammenhang von Intellekt und Intelligenz bzw. darum, dass sich unser Geist aus dem unmittelbaren rationalen Verstand, aus einer Art sozialer, höherer Intelligenz und dem Ego zusammensetzt. Die Asana-Praxis war, wie sollte es in der Stunde einer Celebrity-Lehrerin auch anders sein, extrem herausfordernd. Dadurch dass es so voll war, kam man noch leichter ins Schwitzen. Wir haben schnelle Sonnengrüße gemacht und uns dann durch so einige Inversionen (Unterarm- und Handstand) und Armbalancen (Krähe, seitliche Krähe, Schmetterling, fliegende Taube, weitere Vogelnamen denke ich mir jetzt einfach aus…) geübt. Es war keine Zeit, Frustration übers Nichtkönnen zu empfinden: einatmen, ausatmen, nächste Armbalance. Dana spricht immer von Peak-Asanas. Diese Stunde bestand nur aus Peak-Asanas.
– Uli

Wie würdest du die Menschen beschreiben, die im Kurs waren?
Jivamukti-Yogis und Freunde. Fortgeschrittene Schüler, die den Raum zu einem dichten Konzentrations-Level angehoben haben. Bereits beim Chanten am Anfang habe ich gespürt, wie sehr sich alle Anwesenden der Stunde widmen wollen. Das war sehr schön.
– Dana

Sehr viele, die meisten regelmäßige Jivamukti-Gänger, die ich auch vom Sehen kannte. Viele sehr fortgeschrittene Yogis, einige Lehrer. Die üblichen Verdächtigen. Berlin Mitte.
– Uli

Wie würdest du die Lehrerin beschreiben?
Yogeswari ist eine Jivamukti-Koryphäe. Ich verfolge nicht viele solcher Promi-Lehrer, daher weiss ich nichts über ihr Leben. Der Unterricht war körperlich und geistig fordernd und intensiv. Sie hat es geschafft, alle auf einer Ebene durch die Praxis zu führen. Das macht sie für mich zu einer außergewöhnlichen Lehrerin. Ich musste nach der Stunde zu ihr gehen und mich bedanken. Das mache ich nicht oft. Sie hat viel Wissen über Asanas vorausgesetzt in der Stunde.
– Dana

Ich weiß nichts über Yogeswari, außer dass sie eine der bekannteren Lehrerinnen ist und NYC lebt und unterrichtet. Eine kleine Frau, die unglaubliche Energie ausstrahlt. Ihr Stil ist wie New York: einen Tick härter, einen Tick schneller, einen Tick ironischer, einen Tick heißer. Ich mag dieses Fame-Ding nicht so gern, das passt nicht wirklich in mein Bild von Yoga. Aber ich kann verstehen, warum sie so eine Community an Fans hat.
– Uli

Was gefiel dir, was nicht?
Die fortgeschrittene Praxis war ein Geschenk für mich. Ich kann mich so viel besser fallen lassen, wenn ich mich nicht bremsen muss. Liest sich albern, ist aber so. Ich habe mich nicht beobachtet gefühlt. Die Abfolge der Asanas war neu und spannend. Auf gewohnte Abläufe wie Sonnengrüße folgten neue Sequenzen, bei denen man aufpassen musste. Das gefällt mir, weil ich dann gar nicht erst in Versuchung komme die Gedanken schweifen zu lassen. Die vollkommene Konzentration auf die Praxis und auf mich wurde mir dadurch ermöglicht. Es gab nichts, was mich gestört hat. Wenn ich ein Manko hätte, dann dass ich keine Massage bekam : )
– Dana

Die Energie im Raum war ziemlich überwältigend. Ich mochte auch, dass die Stimmung nicht so bierernst war, als es an die richtig schweren Asanas ging. Die Leute haben gelacht, vor Anstrengung, es fühlte sich gut an, das zu teilen: keine Angst vorm Scheitern zu haben. Die „Lektion“ über das Ausschalten des eigenen Egos, über den Zusammenhang – und den Unterschied! – von emotionaler Intelligenz und Intellekt hat ein wenig (ziemlich!) aktuellen Bezug für mich. Ich empfinde das schon immer so, aber es war schön, dass man daran mal erinnert wurde. Deine Intelligenz ist mehr als nur die antrainierte Fähigkeit, sich Wissen anzueignen, es zu strukturieren und zu verarbeiten.
Es gefiel mir nicht, dass ab der Hälfte der Zeit kein Sauerstoff mehr in der Luft war.
 Uli

Wo bist du an deine Grenzen gegangen?
In der fliegenden Taube. Das war die gefühlt hundertste Armbalance und war schon sehr „unbequem“. Aber das ist der Moment den ich am meisten genieße. Das Bequeme im Unbequemen zu finden ist ein wichtiges Mantra für mich.
– Dana

Sagen wir so. Einmal gegen Ende der stehenden Sequenz hat sie gesagt: „Come to stand. Hands in front of your heart.“ Und ich dachte: Oh, sehr gut. Das kann ich. Hah.
– Uli

Dein Asana des Tages?
Der Pfau (Mayurasana).
Dana

Mayurasana Pfau peacock pose yoga

Savasana. Es war so nötig. Und ich habe eine schöne Nackenmassage bekommen.
– Uli

Welcher Gedanke hat dich abgelenkt?
Kein einziger.
– Dana

Wie ich das Rutschen auf der Matte verringern kann.
– Uli

Was hast du über Yoga dazugelernt?
Wenn man es schafft, den eigenen Körper in jeder Asana zu beobachten und auf jede Reaktion zu achten, schafft man die Basis für eine wirklich eigene Praxis. Yogeswari sprach von Intelligenz während der Praxis. Das Gegenteil von Ego. Sich intelligent auszurichten bedeutet seine Essenz wahrzunehmen. Richtig da zu sein in jedem Glied und vollkommen fokussiert. Jede Asana kann dann eine Meditation und Erweiterung des Ichs sein.
– Dana

Ich weiß nicht so richtig, wo ich anfangen soll. Es ging alles so schnell. Ich bleibe wieder bei meinen einprägsamen Sätzen, die ich so mag und nenne zwei: „Stell die Irrungen deiner Ratio beim Yoga ab, indem du sie auf einen Gedanken fokussierst. So schaffst du Raum für das relevante Moment des Geistes, die Intelligenz. Lass sie von deinem Herzen in dein Gehirn.“ Und, ganz einfach: „Push down firmly to lift up!“
Uli

Was hast du über dich gelernt?
Dass ich hemmungslos bin, wenn ich das Gefühl habe alles zu teilen. Albern? Mir egal.
– Dana

Wie sehr ich mich von der Energie in so einem vollen Raum mitreißen lassen kann. Und dass ich keine Angst mehr davor habe, zu scheitern, wenn ich Posen ausprobiere. Das gehört einfach dazu.
– Uli

Was hast du über Uli gelernt?
Sie liebt zuhören und das Gesagte verarbeiten. Die schnelle Praxis hat ihr manche Gedanken zu flüchtig erscheinen lassen glaube ich.

Was hast du über Dana gelernt?
Sie war so offensichtlich so glücklich, all diese extrem advanced Posen, die sie sonst für sich übt, mit anderen zu praktizieren. Und das liegt nicht daran, dass sie angeben will. Sondern weil es im Kontext einer gemeinsamen Praxis einfach ein ganz anderes, viel intensiveres Gefühl ist.

Worüber habt ihr danach gesprochen?
Über die Lehrerin und diesen Blog. Wir haben uns dann gestärkt (Hunger!) und unsere Entspannung ganz bewusst erlebt. Uli hat gestern das erste Mal alleine den Hasenhüpfer geschafft. Ich liebe, wie sie langsam ihre innere Stärke zulässt. Das ist auch schwer, weil sie viel ausgräbt zur Zeit. Aber es wird viel in Bewegung bringen bei ihr. Ich bewundere sie ungemein.
– Dana

Über diesen Blog und über unsere Erlebnisse während der Stunde. Wenn eine Stunde so intensiv ist, dann habe ich danach immer Redebedarf.
– Uli

Welche Frage/n stellst du dir gerade?
Keine. Ich fühle nur.
– Dana

Wo ist die Grenze zwischen Yoga und Religion? Ist es eine seltsame, eine Art imperialistische, kommerzielle Aneignung einer sonst nicht bekannten bzw. praktizierten Religion, wenn man vor der Asana-Praxis relativ kontextlos Sätze aus einer der zentralen Schriften des Hinduismus singt?
– Uli

Möchtest du noch etwas sagen?
Wann kann ich endlich all diese Bücher lesen? (Anm. d. Red: Also, doch eine Frage!)
– Dana

Als ich nach Hause kam sagte mein Mitbewohner: „Du bist entweder besoffen oder hast gerade ziemlich gutes Yoga gemacht. Du siehst so zenned out aus.“ Das fand ich schön.
– UliIMG_4354

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