Thank God it’s Friday! Wir haben uns heute zum ersten Mal mit Anusara-Yoga beschäftigt.
Dana, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Es gab einige Abschiede auf der Arbeit. Mein Praktikant, den ich sehr schätze, fängt woanders einen Vollzeitjob an. Ich hätte ihn ja sehr gerne auch bei uns gesehen. Aber seine Pläne sind anders. Als ich ihn fragte, wie er sich sein neues Leben vorstellt war er sehr gesprächig. Eigentlich wollte ich am Abend noch auf eine WG-Party von Kollegen, war aber dann zu müde und wollte lieber schlafen. Abschiede lösen Gefühle aus in mir. Auch wenn ich Menschen nicht so gut kenne lösen sie Gefühle in mir aus. Ich frage mich manchmal ob ich der Person genügend gezeigt habe, dass ich sie mag. Das zeigt ja eher Unsicherheiten in mir auf. Es haben sich auch viele schon nach Hause verabschiedet für die Weihnachtstage.
Uli, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Nur noch ein paar Tage bis Weihnachten. Ich beschäftige mich in der Arbeit seit August damit und endlich sehe ich Licht am Ende des Tunnels – die meisten prä-Weihnachts-Aufgaben sind erledigt, der Rest ist überschaubar und dieses Wochenende habe ich mir freigehalten, um auch privat in Feiertagsstimmung zu kommen. Ich werde Weihnachtsgeschenke backen und kochen (dieses Jahr kein Riesenkonsumrausch, danke), Freunde bekochen und noch mal tanzen gehen, bevor es „staad“ wird. Ich habe wegen eines neuen Tattoos eine Woche lang keine Yogastunde besucht und freue mich sehr darauf.
– Uli
Wo habt ihr heute Yoga gemacht?
Anusara Yoga bei Yoga Circle in Prenzlauer Berg. Alle Level. Ein kleiner Raum – sehr simpel. Mit einem schönen Ohm-Mandala an der Wand. Die Plakate sind mir positiv aufgefallen: Yogaposen für Schwangere, Sonnengrußposter. Das freut das Yogi-Auge.
– Dana
Wir waren bei Yogacircle zum „TGIF“-Yoga (Thank God It’s Friday), einer Klasse für alle Level. Ein kleines, schön gestaltetes Studio mit Unterricht im Anusara-Stil. Als erstes fällt mir das Plakat mit „Yogaposen für Schwangere“ ins Auge – willkommen in Prenzelberg, wa?
– Uli
Beschreibe die Stunde.
Ich war noch nie in einer Anusara-Klasse und hatte mir vorher auch nur kurz Infos dazu durchgelesen. Vom Aufbau her ähnelt die Stunde einer Vinyasa-Klasse, ist aber wesentlich ruhiger. Die Anusara-Yogis streben nach einer Öffnung des Herzens durch die Praxis. Der Bereich um die Schultern wird daher in vielen Positionen besonders beachtet. Es gab ein paar leichte Rückbeugen. Der Sonnengruß war abgewandelt und hat mich etwas verwirrt – ich bin doch so ein Gewöhnungstier. Uli und ich waren die einzigen, die Ujayi geatmet haben. Macht man wohl nicht da. Die Lehrerin, Sabine, sagte sie würde etwas „experimentieren“ wollen und meinte damit ein paar stehende Haltungen mit Rückbeugen. Das Savasana erschien mir sehr kurz. Die Stunde war auch insgesamt nur 75 Minuten lang.
– Dana
Ich weiß nicht viel über Anusara-Yoga und habe mich deshalb in einer Arbeitspause ein wenig eingelesen. Anusara kann man frei als „dem Herzen folgen“ übersetzen. Dieser Style wurde erst in den 1990ern in den USA geprägt. Er wird als kraftvolles, teils fließendes Hatha-Yoga beschrieben, bei dem ein Schwerpunkt auf die Öffnung des Herzens gelegt wird (und ich denke schon wieder an den Roman LJOD!). Sabine, die Lehrerin, führte die Stunde mit ein paar Worten über Jahresendstimmung ein – wir sollten zurückblicken und auch nach vorne schauen und uns eine Vision fürs nächste Jahr vor Augen führen. In der Stunde wollte sie besonders am Kopf arbeiten, das siebte, höchste Chakra ins Zentrum stellen. Die Asana-Praxis lief relativ klassisch ab, mit Aufwärmphase, Sonnengrüßen, einer stehenden und dann einer sitzenden Sequenz, bevor es ins Savasana ging. Sabine erinnerte uns immer wieder an unsere „Vision“, sie sagte aber vor allem auch, dass wir diese Vision eher als ein Vorbild oder eine Inspiration sehen sollen, weniger als festes Ziel. Ich habe mich kurz gefragt ob eine solche Stundenthematik nicht der Maxime der Yogis widerspricht, immer im Hier und Jetzt zu bleiben.
– Uli
Wie würdest du die Menschen beschreiben, die im Kurs waren?
Wiedermal nur Frauen. Das ist ein typischer Frauen-Yogastil. Die Teilnehmer waren nicht auf der Suche nach einer herausfordenden Praxis – weder körperlich noch spirituell. Bisschen trocken und fad.
– Dana
Nur Frauen. Die Levels sehr durchmischt. Die Dynamik in der Gruppe war irgendwie eher insignifikant. Es ergab sich so, dass nur Dana und ich in der ersten Reihe waren und es hatte schon vor Beginn so was von „vorturnen“ – und dann wurde der Lehrerin auch recht schnell klar, dass mindestens Dana sehr fortgeschritten ist. Sie hat diesen großen Unterschied in den Levels recht humorvoll mit aufgenommen und so Dinge gesagt wie „und, wer jetzt NOCH weitergehen will – und ich weiß, einige hier wollen noch weitergehen – der macht Folgendes…“ – ich weiß nicht, wie das bei den anderen so ankam. Bin ich jetzt abgeschweift?
– Uli
Wie würdest du die Lehrerin beschreiben?
Sabine wirkte, als hätte sie schon ein paar Jahre Erfahrung im Unterrichten. Sie machte das meiste vorne mit und sprach über die Ausrichtung. Assists gab sie keine. Es war ihr aber wichtig, dass jeder sich in der Stunde beachtet fühlt. Ein paarmal gab sie Variationen, bei denen ich das Gefühl hatte, die gibt sie sonst nicht. Ich denke, bei Anusara wird viel Wert auf das Wort gelegt. Was beim Jivamukti die Musik ist, scheint mir hier das Gesprochene des Lehrers zu sein. Vielleicht kommt man auch erst in den vollen Genuß, wenn man schon eine engere Beziehung zum Lehrenden hat und dieser seine Wortwahl auf die Teilnehmer ausrichten kann. Als wir begrüßt wurden, hatte ich das Gefühl wir sind „die Neuen“.
– Dana
Sabine war mir auf den ersten Blick sympathisch. Ihre strahlenden Augen sind mir aufgefallen. Sie hatte eine angenehme Stimme, sprach sehr bedacht und ihre Sprachmelodie klang, als würde sie ein Gedicht vorlesen. Das gefiel mir. Sie sagte häufig „bitte“ und benutzte das Adverb „liebevoll“ (z.B. „das Bein liebevoll wieder loslassen“) – ich denke, diese ganze Art kommt aus der Anusara-Philosophie. Finde ich schön. Sie hat gute Anweisungen zur Ausrichtung und zu Variationen gegeben, ich konnte ihren Ansagen auf Anhieb folgen. Ich habe sofort an diesen Spruch gedacht: Throw kindness around like confetti!
– Uli
Was gefiel dir, was nicht?
Mir gefiel der Herz-Fokus. Ich denke den kann man auch noch viel weiter auskosten. Aber in einer anderen Gruppe, die sich mehr mitreissen lässt. Ich hatte mir von dem Titel „TGIF-Yoga“ mehr Energie erhofft. Das habe ich versucht, über den Atem bei mir selbst zu erreichen.
Als wir den Tisch übten, baute sie eine Variation ein, die ich sehr mag. Den Po durchschwingen und die Beinrückseiten strecken – dann wieder zurück. Das geht auch in die Bauchmuskeln weil man sich vom Boden weghält. Mir „gefiel nicht“, dass dafür die Praxis der meisten nicht ausgereicht hat. Als Sabine dann auch noch anbot, die Beine komplett anzuheben, konnte ich ein wenig mehr Energie freisetzen. Leider ging dann ein „krass“ von hinten in meine Richtung hervor. Da hab ich mich wieder gebremst. Ich mag es nicht, wenn ich mich fühle wie ein vorturnendes Zirkus-Äffchen, weil ich meine Beine anhebe. Ich wurde sogar kurz sauer. Habs dann aber losgelassen.
– Dana
Ich mochte die Yogastunde. Der Ton macht die Musik und Sabines Ton gefiel mir wie gesagt sehr. Die Stunde war für meine Verhältnisse recht sanft, was aber auch ganz gut war nach dieser Woche. Ich hätte mir mehr Zeit gewünscht – ich bin inzwischen eher 90minütige Stunden gewöhnt als 75minütige, und das kam mir dann irgendwie kurz vor.
– Uli
Wo bist du an deine Grenzen gegangen?
Beim mich abregen über das „Krass“.
– Dana
In der sitzenden Grätsche. In den inneren Oberschenkelmuskeln bin ich recht unflexibel, da gehe ich schnell an meine Grenzen.
– Uli
Dein Asana des Tages?
Ardha Chandrasana (Halbmond) mit Variation.
– Dana
Mal wieder der Halbmond, diesmal die vorbereitende Variante auf dem Knie. Hier kann man sich durch größere Stabilität sehr gut darauf konzentrieren, die Hüften wirklich übereinander zu stapeln. Kannte ich noch nicht. Danke!
– Uli
Welcher Gedanke hat dich abgelenkt?
Warum das Savasana so kurz war.
– Dana
Vielleicht war es diesmal sogar das Stundenthema „Zukunftsvision“, das mir ein wenig zu viel von meiner Präsenz genommen hat.
– Uli
Was hast du über Yoga dazugelernt?
In der Stunde nichts. Ich hab anschließend über Anusara gelesen.
– Dana
Anusara-Yoga fühlt sich poetisch an.
– Uli
Was hast du über dich gelernt?
Lieber weniger all level Klassen besuchen.
– Dana
Es ist mir momentan extrem wichtig, im Hier und Jetzt präsent zu sein. Ich war immer ein Mensch der gerne plant, gerne grübelt, gern im Kopf Zukunftsmusik spielt, sich zu viel vornimmt. Es tut so gut, diese Zukunftsmusik mal als Nebengeräusch einzuordnen. Ich kann sie dann immer noch in den Vordergrund holen, wenn ich genau dafür Raum und Motivation habe.
– Uli
Was hast du über Uli gelernt?
Sie hat diese Woche ein paar Stunden ausfallen lassen. Wenn es sie belastet hat, habe ich es nicht so stark gemerkt. Wenn ich nicht so häufig zu Klassen gehen kann bin ich ziemlich unausgeglichen.
Ich mag die Routine, die sich zwischen uns entwickelt. Sie bemerkt oft Dinge die ich nicht bemerke und umgekehrt. Trotzdem fühlen wir vieles gemeinsam. Ich mag, dass ich an ihrem Atem schon erkenne, wann sie entspannt. Das entspannt mich dann auch.
– Dana
Was hast du über Dana gelernt?
Mit ihrer Präsenz füllt sie ein solches Yogastudio locker aus. Ich habe sie neben mir gespürt wie ein Epizentrum. Das ist mir in Stunden mit mehr Leuten oder mit ausgewogenerem Energielevel in der Gruppe noch nicht so stark aufgefallen.
– Uli
Worüber habt ihr danach gesprochen?
Wir mussten beide los zu Verabredungen.
– Dana
Über die Arbeit! Zahlen, Pläne, nächstes Jahr.
– Uli
Welche Frage/n stellst du dir gerade?
Ich sitze im Zug zu meinen Eltern und freue mich darauf meine Schwester zu sehen. Sie war die letzten 2 Jahre in Mexiko und ich bin gespannt ob sie jetzt hierbleibt.
– Dana
Gibt es bald Schnee?
– Uli
Möchtest du noch etwas sagen?
Weil Weihnachten ist: Danke an alle Menschen die in meinem Leben sind.
– Dana
Irgendwie habe ich gerade gar keine besondere Lust, Zukunftspläne für 2015 zu schmieden. Sondern darauf, Veränderungen positiv gegenüber zu stehen und mich auf ein paar Abenteuer einzulassen.
– Uli
Ihr seid halt in einer All levels-Freitagabend-Klasse gelandet – in den anderen Stunden im Yogacircle (die übrigens immer 90 Min) dauern, sind auch mehr Männer und das Ganze ist fordernder. Aber das kann man nach einer Probestunde dort ja nicht wissen.
Hi Julia,
da hast du total Recht! Wir können immer nur über unsere unmittelbare Erfahrung schreiben; uns ist durchaus bewusst, dass das in anderen Stunden total anders sein kann. Viele der Punkte sind eher Notizen an uns selbst. Ich habe gemerkt: Mir sind 75-Minuten-Klassen inzwischen irgendwie zu kurz. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass ich ihnen ihre Existenzberechtigung absprechen will. – Liebe Grüße! Ulrike
Ihr seid ja klasse!!! 🙂
Ich hab euren Blog gerade erst gefunden und bin so begeistert! Eure Posts sind toll, und eurer Schreibstil gefällt mir wahnsinnig gut!
Alles Gute weiterhin fürs Jahr 2015,
Ju
Hi Ju,
dankeschön, dankeschön, wir freuen uns total über so positive Reaktionen 🙂 Dir auch alles Gute, wir flitzen gleich mal zu deiner Seite und gucken sie uns an.