#14: Hatha Yoga bei Yellow Yoga

Days Of Yoga Yellow Yoga Headstand

Wüstentiere im Hatha-Yoga: Kamel und Skorpion geben sich die Ehre.

Dana, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Puh. Der Tag war ziemlich voll und schnell. Mittwoch – der schwerste Aufstehtag. Ich bin sehr motiviert gerade im Job. Habe leider keinen Praktikanten der mir unter die Arme greift und daher ziemlich viel zu tun. Aber das zeigt mir ganz deutlich wo ich Prozesse verbessern kann. Ich möchte für die neue Praktikantin eine gute Einarbeitung vorbereiten. Mehr Routine. „Repetition forces the magic to rise“ (ein Zitat aus „Jivamukti Yoga“) nehme ich jetzt einfach mal für die Arbeit. So, magic, dann rise mal.

Uli, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Ich habe im Büro viel Zeit mit einem Rechercheprojekt verbracht, das hat Spaß gemacht. Dana und ich haben außerdem Pläne gemacht, im Februar gemeinsam nach Hamburg zu fahren! Diese Woche war mein Geburtstag. Sehr emotional, vor allem in Kombination mit einem sehr schweren Abschied. Aber schön. Ich fliege immer noch ein wenig auf der Wolke aus Liebe, die mich da von allen Seiten eingehüllt hat.
– Uli

Wo habt ihr heute Yoga gemacht?
Yellow Yoga im gelben Raum in Kreuzberg. Ja, schon wieder Kreuzberg. Stil war diesmal Hatha Yoga Level C – eine fortgeschrittene Praxis also. Auf Englisch.
– Dana

Mal wieder bei Yellow Yoga im gelben Raum, diesmal eine Hatha Level C Stunde bei Amanda Morelli.
– Uli

Beschreibe die Stunde.
Es ging los in Tadasana. Die stehende Haltung. Amanda führte uns mit Worten in den Körper hinein. Sehr langsam. Ich hab meinen Atem immer weiter ausgedehnt. Sie nennt ihn so schön „Yogic Breath“. Der Atem, welcher im Beckenboden beginnt, durch den Bauch wandert und dann die Rippen auseinanderdrückt bis zu den Schlüsselbeinen. Manchmal schnappe ich noch ein bisschen nach, um dieses „zu viel Luft“-Gefühl zu haben. Beim Ausatmen geht es dann von oben wieder raus, der Bauch wird an die Wirbelsäule gezogen, die Bandhas (Energieverschlüsse) gesetzt. Herrlich. Manchmal wird mir schwindelig dabei, weil ich soviel spüre. Danach haben wir die Beine im Stehen gekreuzt und ziemlich lang so weitergemacht. Mein Doppelbein schlief bei der ersten Seite ein. Aber ich habe solange hineingeatmet, bis es wieder aufgewacht ist. Diese Art der Anstrengung ist typisch in Hatha Yoga-Stunden. Alles findet auf einem anderen Energielevel statt. Nach ein paar Atemzügen in der Kindhaltung fanden wir in den herabschauenden Hund. Amanda benutzte häufig das Wort „find“, um in eine Asana zu gelangen. Sie lies uns hier im geringstmöglichen Aufwand verweilen, um dann ein paar Variationen zum Delphin zu üben. Das war die Vorbereitung für den Skorpion an der Wand, wie sich später herausstellen sollte.
– Dana

Hatha Yoga ist die klassischste aller Yoga-Formen. Die Basis. Wenn Vinyasa-Yoga zu Deep House der Champagner ist, dann ist Hatha Yoga kaltes, klares Wasser. Und bei Amanda das allerklarste. Die Posen sind mir bekannt, der Rhythmus ist total anders als in meiner Routine. Amanda betonte sehr stark das Beobachten des eigenen Körpers und Atems. Ich bin froh, mal wieder so deutlich daran erinnert zu werden: Beobachte, was dein Körper macht, was ihm gut tut und wie er sich verändert. Wir haben die Posen sehr lange gehalten, sind sehr tief rein gegangen: stehende Vorbeuge, Kamel, Stuhlvariante mit Kapalabathi (Feueratem), nach unten schauender Hund, Tripod, Planke und Delfin mit verschiedenen Varianten. Ich hatte Schwierigkeiten, die Posen lange ruhig zu halten. Zappeltante. Alle Übungen waren Vorbereitungen auf den Unterarmstand bzw. den Skorpion, den Amanda sehr vorsichtig und systematisch aufbaute. Wir sollten zuerst in den Unterarmstand an der Wand gehen. Danach zeigte sie uns, wie wir in eine Kopfstandvariante mit flachen Händen gehen sollten, Füße an der Wand, dann abstützen, Kopf heben und in den Skorpion (siehe gif unten).
– Uli

Wie würdest du die Menschen beschreiben, die im Kurs waren?
Wie immer viele Frauen – Zwei Männer. Fast alle sehr geübt. Zwei, drei Anfänger waren dabei, die dann zwischendurch viel in der Kindhaltung waren.
– Dana

Es war nicht sehr voll und alle waren sehr ruhig und bei sich. Man erfährt offenbar in einer so ruhigen Hatha-Stunde eher weniger von dem zwischenmenschlichen Energieflow, den ich von dynamischeren Stunden kenne. Ich habe mich aber sehr wohl gefühlt.
– Uli

Wie würdest du den/die Lehrer/in beschreiben?
Amanda ist wunderschön. Uli hat es mir schon mal erzählt, aber wenn man ihr Strahlen sieht, will man gar nicht wegschauen. Ich habe mir vorab einige Informationen über sie durchgelesen und Uli war auch schon mit ihr in Italien. Meine Vorprägung war sehr positiv. Bei einer Italienerin Yoga-Unterricht zu bekommen war neu für mich. Aus irgendeinem Grund fällt es mir schwer, das zu verbinden. Habe ich hier Vorurteile? Amanda übt seit ihrer Kindheit und das sieht man. Dass Asana in der Übersetzung „Sitz“ bedeutet, kann man bei ihr in Verkörperung sehen. Sie nimmt in der Pose Platz und füllt sie komplett aus. Das lässt sie noch schöner wirken. Unterrichten kann sie auch, ja. Sie spricht ruhig und exakt. Meistens sagte sie genau das, was ich für meine Ausrichtung hören wollte.
– Dana

Ich kenne Amanda ein wenig von dem Retreat in Italien und bewundere sie ungemein. Dort hat sie vor allem Pranayama  (Atemübungen) und Meditation unterrichtet. Sie macht schon seit ihrer Teenagerzeit Yoga. Sie ist ein totaler Ruhepol, erklärt alles sehr bedächtig und präzise. Jede noch so subtile Bewegung, die sie uns zeigt, wird eindeutig sichtbar. Ich vertraue ihr 100%ig. Ich weiß, dass es darum nicht geht, aber ich glaube, sie ist die graziöseste Yogini, die ich kenne.
– Uli

Was gefiel dir, was nicht?
Das Schöne an einer fortgeschrittenen Stunde ist, dass ich mich nur als Schülerin fühle. Dabei kann ich nicht blind meinen Mustern folgen – das ist gut und schlecht zugleich. Vieles von der Wirkung meiner Yogapraxis kommt erst hoch durch viel Wiederholung. Wenn ich auf einmal soviel Neues lerne, muss das erst wirken. In den nächsten Tagen werde ich einiges wieder üben. Dann sehe ich besser, wie ich darauf reagiere.
– Dana

Ich bin total baff, dass ich in den Unterarmstand gesprungen bin. Das habe ich bisher nicht geschafft. Ich glaube, eine andere Herangehensweise als die, die man gewohnt ist, kann extrem gute Lerneffekte bringen. Ich mochte die Ruhe und die Präzision. Wieder mal eine Yogastunde, die ich am liebsten jede Woche besuchen würde.
– Uli

Skorpion scorpion underarmstand  yoga pose

Wo bist du an deine Grenzen gegangen?
Die Länge der Asanas hat mich zittern lassen. Ein wunderbares Gefühl.
– Dana

Im – man glaubt es kaum! – nach unten gerichteten Hund. Wir haben ihn sehr, sehr lange gehalten und haben immer wieder die Unterarme abgelegt um in den Delfin zu gehen, dann wieder gestreckt, etc. Ich musste ein, zweimal rauskommen und meine Arme ausschütteln. Hello, obere Rückenmuskulatur!
– Uli

Deine Asana des Tages?
Klar: der Skorpion (Vrschikasana) an der Wand.
– Danaskorpion scorpio vrschikasana yoga pose

Der Unterarmstand (Pincha Mayurasana) bzw. Skorpion an der Wand. Und weil ich Geburtstag hatte, darf ich zwei: Das dynamische Kamel, in das wir von unten reingegangen sind. Eine schöne Art, peu à peu tiefer in die Rückbeuge zu kommen.
– Uli
yoga camel kamel pose asana gif

Welcher Gedanke hat dich abgelenkt?
Es war sehr kalt im Studio.
– Dana

Ich habe mich gefragt, wie Dana das gerade alles findet.
– Uli

Was hast du über Yoga dazugelernt?
Mich freimachen von der Idee, dass es eine endliche Menge an Praxis und Theorie gibt. Und mich dann entspannen, um jede Praxis zu schätzen. Ich lese gerade viel über „Selflessness“ und „Self-Realization“. Und ich merke dass danach zu suchen es unmöglich machen wird, mich dorthin zu bewegen.
– Dana

Erstens: Man kann den großen Zeh und den Zeigezeh tatsächlich kreuzen. Zweitens: Das, was ich meistens „Secret Namaste“ nenne, heißt in Sanskrit „Hamsa Mudra“.
– Uli

Was hast du über dich gelernt?
Ich habe heute viel über meinen Atem gelernt. Nach der Stunde fühlte ich mich frei, aber auch sehr verwundbar. Ich bin nach Hause gelaufen und fand die Umgebung bedrohlich.
– Dana

Ich habe die Grenzen meiner Geduld bzw. Konzentration noch lange nicht ausgetestet und genug herausgefordert.
– Uli

Was hast du über Uli gelernt?
Sie ist heute allein in den Unterarmstand gekommen. Das ging nur weil sie Amanda vertraut hat. Ob Amanda eine Art Guru für Sie ist?

Was hast du über Dana gelernt?
Ich merke, wann sie loslässt und wann sie anspannt. Ich glaube, sie hat es als Herausforderung und Bereicherung empfunden, so tief rein zu gehen.

Worüber habt ihr danach gesprochen?
Uli hat mir noch gesagt, dass sie es erstaunlich findet, wie viel Vertrauen man in dieser Lehrer-Schüler-Beziehung aufbauen kann. So viel, dass es bereits reicht, wenn der Lehrer im Raum ist, um etwas zu schaffen, das man sonst nicht kann.
– Dana

Über Vertrauen und über die Beziehung zwischen Lehrer/in und Schüler/in.
– Uli

Welche Frage stellst du dir gerade?
Was denkt die Leserin / der Leser gerade? Wird hier zu viel gefachsimpelt?
– Dana

Wie schaffe ich es auch 2015 auf ein mehrtägiges Yogaretreat?
– Uli

Möchtest du noch etwas sagen?
Ich würde gerne Amanda fragen, was für sie Hatha Yoga bedeutet und wie sie eine Stunde gestaltet.
– Dana

Kraftvoll und ruhig. Zwei Worte, die sich durch diese Stunde in mein Herz geschlichen haben.
– Uli

1 Kommentare

  1. „Hatha Yoga ist wie kaltes, klares Wasser. Und bei Amanda das allerklarste.“
    Besser hätte man die „graziöseste Yogini Berlin“ nicht beschreiben können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.


*