Wir haben einen gemeinsamen Wochenendtrip nach Hamburg gemacht – und sind natürlich auch zum Yoga gegangen.
Dana, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Ich bin übernächtigt und habe gestern Nacht in der Bar gearbeitet. Urlaubsvertretung. Daher haben mich am meisten die Grundbedürfnisse Essen & Trinken beschäftigt. Danach noch Frischluft. Uli ist auch in Hamburg! Ich treffe sie in der Schanze, weil sie mit einer Freundin einen Kaffee trinken war, während ich noch schlief. Wir laufen durchs Viertel und die Sonne scheint. Hamburg, was ist da los? Ein richtiger Girls-Tag. Nach ausgiebigem Spazierengehen und Fahrradschlosskauf (in Berlin sind die Poller dicker!) laufen wir zum Yoga.
Uli, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Nur Schönes. Ich bin mit Dana in Hamburg! Endlich! Ich freue mich sehr, mal ihre „alte“ Welt kennenzulernen und war auch schon seit fast zwei Jahren nicht hier. Gestern hat Dana gearbeitet. Ich am Tresen, mit einem Drink, habe ihr zugeguckt, wie sie die Bar beherrscht hat. Jeder Griff saß und sie hat sich dabei von dem Getöse um sie herum nicht beirren lassen. Als wäre sie von einer Blase aus Ruhe umgeben. Schön. Zum Frühstück, als sie noch schlief, habe ich mich mit einer Studienfreundin und ihrem kleinen Sohn getroffen, danach mit Dana den Tag in der Schanze verbummelt.
Wo habt ihr heute Yoga gemacht?
Im Yogaraum Hamburg. Der liegt versteckt im Hinterhof eines Gebäudes im Karoviertel. Der Raum ist sehr schön. Es gibt eine Backsteinwand und eine Krishna-Figur. Außerdem schöne Bilder von indischen Gottheiten an der Wand. So gehört sich das. Dana
Im Yogaraum Hamburg im Karoviertel. Wir sind zur „Vinyasa Extended Master Class“ gegangen. Der Yogaraum ist recht groß und schön. Es gibt viel Hindu-inspirierte Deko, Statuen, Bilder, Schreine. Eine warme Backsteinwand, viele Kerzen und kleine Leuchten.
Uli
Beschreibe die Stunde.
Anna begann mit einer Meditation von zehn Minuten. Fühlte sich für mich wie eine Minute an. Anschließend Kabbhalabati (Feueratem) zum „aktivieren der inneren Hitze“. Ich mag Kabbhalabati – habe aber auch Respekt davor. Anschließend führte sie uns durch ausgedehnte Sonnengrüße. Ich habe alle meine Glieder gespürt, die in der Nacht zuvor steif-gestanden wurden. Hallo Rücken. Um dem Titel „Master Class“ gerecht zu werden, baute sie ein paar Asanas ein, die Platz zum Spielen hatten. Tittibhasana (oder Firefly) auf Blöcken fand ich sehr gut, weil so alle mal fliegen konnten durch den gewonnenen Höhenunterschied. Ich finde das ist eine Angst-freie Krähe, weil viele sich eher trauen auf den Po zu fallen anstatt nach vorne oder auf die Schultern. Am Ende konnten wir noch ein wenig Umkehrstellungen üben. Hier hatte ich das Gefühl, dass Uli und ich die einzigen sind, die wirklich die Zeit nutzen wollen. Victor hat Spuren hinterlassen!
Dana
„Twists zum Frühling und Rückbeugen zum Valentinstag“ – so betitelte Anna, die Lehrerin, die Klasse. Meine Deutung ist: Detox zum Frühling und Herzöffner zum Valentinstag (Rückbeugen öffnen nicht nur das Herz, sie sind auch gut, um Groll und Wut loszulassen. Passt also zu allen Beziehungslagen). Die Klasse war zwei Stunden lang. Wir sind mit einer zehnminütigen Meditation eingestiegen, die mir viel kürzer vorkam. Dann – Überraschung – viele Rückbeugen und Twists, Highlihts waren Tittibhasana (mit Blöcken ist das gar nicht mehr so abwegig für mich!) und zehn Minuten eigene Praxis für Inversionen. Ich habe Unterarmstand und Handstand geübt. Dana hat mir ein paar magische Ausrichtungsmoves von ihrem Workshop mit Pankaj Sharma gezeigt. An die versuche ich, mich dabei zu erinnern.
Uli
Wie würdest du die Menschen beschreiben, die im Kurs waren?
Frauen – älter als der Berliner Durchschnitt. Yoga in Hamburg ist einfach mehr in der Mutti-Schublade. Sorry.
Dana
Es war eine gemischte Gruppe. Mein Eindruck war, dass das Durchschnittsalter höher war als in den Klassen, die ich sonst in Berlin besuche. Ich habe nicht so viel von den anderen mitbekommen, habe aber heute auch nicht sehr das Bedürfnis verspürt, mich groß umzusehen.
Uli
Wie würdest du die Lehrerin beschreiben?
Anna wirkt sehr jung und wach auf mich. Sie machte viel mit und hat eine exakte Praxis. In ihren Anleitungen fehlten mir Details, die ich gerne höre, auch wenn ich sie kenne. Ich habe mich gefragt ob sie der eigenen Praxis der Yogis möglichst viel Raum lassen will durch die zurückhaltende Führung. Uli und ich waren „fremd“. Ich fand gut, dass sie genau beobachtete wo die Gruppe gerade ist und darauf reagiert hat. Einfühlsamkeit ist bei ihr stark ausgeprägt.
Dana
Anna hat eine sehr fröhliche und freundliche Energie ausgestrahlt. Sie ist jung und recht quirlig und hat ihre eigenen Anweisungen auch humorvoll kommentiert – so schafft sie es glaube ich, den neueren Leuten die Angst bzw. die Einschüchterung zu nehmen, die schon mal aufkommt, wenn fortgeschrittene Posen geübt werden. Ich mochte, dass sie ein paar Ausrichtungsanweisungen gab, die ich noch nicht kannte. So „frischer Wind“ bringt mir immer sehr viel.
Uli
Was gefiel dir, was nicht?
Mir gefiel, dass ich das Gefühl von endloser Zeit und viel Raum hatte. Ich hatte genügend Zeit, zu spüren was mein Körper gerade braucht. Als sie uns in den Schulterstand führte, merkte ich deutlich, dass ich das nicht will und lies ihn aus. Mir fehlte Musik.
Dana
Es war eine 120-Minuten-Stunde, in der genug Zeit für stressfreies Üben war. Das war wirklich schön. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es dadurch anstrengender war als 90 Minuten; alles war einfach entspannter. Was fehlte, war Musik.
Uli
Wo bist du an deine Grenzen gegangen?
Im Hund (Adho Mukha Svanasana). Seit dem Alignment-Workshop bei Pankaj Sharma hat diese Asana für mich eine neue Tiefe und Bedeutung. Streckung & Stärkung zur gleichen Zeit. Wenn man die Haltung korrekt ausrichtet, gibt sie Kraft für alle anderen Asanas und streckt die Muskeln nach Anspannung.
Dana
Im Bogen. Mein unterer Rücken mag in letzter Zeit nicht so wie ich will. Das belastet mich und macht mir manchmal ein wenig Angst, in Rückbeugen zu gehen.
Uli
Deine Asana des Tages?
Der Hund & Tittibhasana.
Dana
Virabhadrasana 2 (Krieger 2) mit gehobener Ferse vorne. Wenn man die Ferse vorn hebt, kann man die Hüfte besser ausrichten, das Gewicht besser zwischen beiden Füßen verteilen und spürt eine stärkere Dehnung im Schritt.
Uli
Welcher Gedanke hat dich abgelenkt?
Mir war wiedermal kalt. Und eine Frau hinter mir hat ihre Handgelenke fast kaputt gemacht und sich sehr gequält. Das konnte ich kaum loslassen.
Dana
Ich habe mich ein bisschen (doll) auf den Rest des Wochenendes gefreut.
Uli
Was hast du über Yoga dazugelernt?
Mein Körper überrascht mich. Und Yoga ist wie eine Sprache dafür.
Dana
Kleinste Unterschiede können alles verändern.
Uli
Was hast du über dich gelernt?
Meine Kraft ist endlich. Der Atem ist es nicht. Ich habe heute sehr deutlich gemerkt, dass der Atem zuerst kommt und mir immer etwas sagen kann.
Dana
Ich muss öfter aus Berlin raus! Luftveränderung (stressfreie, wohlgemerkt) ist reinstes Balsam. Ich war wirklich verblüfft, wie leicht ich abschalten konnte.
Uli
Was hast du über Uli gelernt?
Sie wirkte sehr entspannt auf mich. Ich glaube wir haben beide gut den Moment geniessen können.
Was hast du über Dana gelernt?
Nichts was sie tut, tut sie halbherzig. Nichts. Und ich kann überhaupt nicht fassen, wie stark mich diese, ihre Präsenz macht. Sie inspiriert mich als Freundin – und momentan besonders auch als Kollegin im Job – jeden Tag, an meinen Herausforderungen weiter zu wachsen.
Worüber habt ihr danach gesprochen?
Wir haben Fotos gemacht (kommen ja nicht so schnell wieder her leider). Und dann das Auto von einem illegalen Parkplatz befreit. Ziemlich lustige Aktion.
Dana
Dass es schön ist, wenn man statt 90 Minuten zwei Stunden Zeit hat, Yoga zu machen. Darüber, wie vertraut Dana diese Stadt immer noch ist.
Uli
Welche Frage/n stellst du dir gerade?
Wann werden die Bäume wieder grün? Mal ganz im Ernst. Wann?
Dana
Wenn ich (neben meiner Schulzeit/Kindheit in Bayern) noch so ein „altes Leben“ hätte – wie würde ich mit dem Zurückkehren umgehen? Könnte ich es?
Uli
Möchtest du noch etwas sagen?
Vor zwei Tagen sagte eine Kollegin zu mir, sie wüsste nicht wie sie sich überwinden kann, mit Yoga anzufangen. Ich würde mir sehr wünschen, dass diese Beiträge einen kleinen Effekt darauf haben und der einen oder anderen Person die Angst nehmen (wenn es eine gibt). Wer bis hierhin liest ist, auf jeden Fall interessiert an bewusstem Umgang mit sich selbst. Oder will einfach nur wissen womit Uli und ich den Facebook Feed immer zuspammen. So oder so. Ein Funke ist übergesprungen ; )
Dana
Es wird Zeit, dass wirklich Frühling wird.
Uli
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