#17: Kundalini im Yoga im Distrikt

„Kundalini-Yoga ist die Autobahn zu dir selbst.“ – so leitet Franziska ihre Stunde im Yoga im Distrikt in Mitte ein. Wir haben Vollgas gegeben. Am Ende lässt Franzi uns wissen, dass sie die Einnahmen der Stunde über Aktion Deutschland Hilft für Erdbebenhilfe Nepal spenden wird. Danke, Franzi. Wer legt noch was drauf? Los: Blogpost lesen, klicken, spenden!

Uli, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Ich bin vor gut einer Woche aus Neuseeland wieder gekommen und gewöhne mich langsam wieder ein. Auf Arbeit bin ich damit beschäftigt, neue Leute auszusuchen und einzustellen. Dana fehlt mir. Sie ist beim Teacher Training in den USA. Wenn sie mir Nachrichten schreibt, geht mir das Herz auf und ich fühle mich fast, als wäre ein Teil von mir auch dabei. Ich bewundere sie. Persönlich beschäftigt mich – vieles. Ist ja Frühling! Ich freue mich sehr, dass unsere erste Gastbloggerin Christina heute dabei ist!

Christina, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Ich bin heute Morgen aufgewacht und obwohl ich mich etwas erkältet gefühlt habe, war ich total aufgeregt und habe mich aufs Yoga gefreut. Nicht nur, weil ich seit knapp zwei Jahren kein Kundalini gemacht habe, sondern auch weil ich heute an Danas Stelle über meine Erlebnisse schreiben darf. Der Tag zwischen Aufstehen und Yoga war sehr lang und es ist viel passiert. Ich habe aber auch viel geschafft, unseren Praktikanten verschiedene Dinge beigebracht und nebenbei noch einen Festivalbesuch in Amsterdam geplant. Außerdem haben mich die Themen Gesundheit, Krankheit und Gerechtigkeit beschäftigt.

Wo habt ihr heute Yoga gemacht?
Kundalini Yoga im „Yoga im Distrikt“ bei Distrikt Coffee. Sehr neu und schön eingerichtet. Frische Matten, Blöcke, Decken und Kissen, schönes Backsteingewölbe – das Badezimmer ist zehnmal so luxuriös wie meins. Kaffee und Yoga. Meine Traumkombi! Wenn auf der Speisekarte noch was mit Avocado steht, dann ziehe ich da ein.
Uli

Im Yogaraum von Distrikt Coffee in Mitte. Ich mag das Café und wusste gar nicht, dass man dort auch Yoga machen kann. Es ist ein sehr schönes Studio im Keller des Cafés.
Christina

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Beschreibe die Stunde.
Kundalini-Stunden laufen ja in festgelegten Sets, genannt Kriyas, ab, die immer auf ein bestimmtes Ziel hinarbeiten. Diese: „Für Magnetfeld und Herzzentrum“. Franziska stellte die Stunde unter das Motto: Herz öffnen, und zwar für Selbstliebe. Selbstliebe bleibe oft auf der Strecke, wir sollten uns jetzt also ganz ohne schlechtes Gewissen nur uns selber widmen. Feueratem (auch genannt Kapalabathi. Das ist eine recht anstrengende Atemübung, bei der nur das Ausatmen aktiv geschieht, indem man Bauchmuskeln und Nabel schnell und stoßweise einzieht; die Einatmung passiert dann automatisch durch Lockerlassen) im Sitzen. Mit ausgestreckten Armen. Feueratem im Liegen. Feueratem mit einem Bein senkrecht zur Decke. In Purvottanasana. Mit beiden Beinen im 30°-Winkel (Bauchmuskelexplosion!). Minutenlang! Im Schulterstand mit gegrätschten Beinen. Feueratem überall! Das bringt den Kreislauf in Schwung und das Herz zum Werkeln. Ich fühle mich, als würde ich aus allen Drüsen Giftstoffe versprühen, alles vibriert. Am Ende machen wir eine Herzmeditation und singen lange das Mantra „Ham“ – die Silbe, die dem Herz-Chakra zugeordnet ist. Mit dem englischsprachigen Segenslied „May the long time sun shine“ und drei „Sat Nam“ beenden wir die Stunde.
Uli

Das Thema der Stunde war „Selbstliebe“ und wir haben viele Übungen fürs Herz gemacht. Das war jetzt zwar nicht tagesaktuell, ist aber trotzdem ein großes Thema für mich. Nachdem wir uns mit dem Kundalini-Mantra Ong Namo Gurudev Namo „eingetuned“ hatten, haben wir zuerst unsere Wirbelsäule mit zwei Übungen erwärmt. Danach kamen viele verschiedene Übungen, in den meisten Haltungen wurde Feueratem gemacht. Am Ende gab es dann sogar noch etwas für die Bauchmuskeln und natürlich Savasana.
Christina

Wie würdest du die Menschen beschreiben, die im Kurs waren?
Nur Frauen, einige regelmäßig da, andere neu. Nette, kleine Gruppe. Alle sind nach der Stunde noch geblieben, um ein paar Worte mit Franziska zu wechseln. Von ihrer Praxis habe ich nicht so viel mitbekommen.
Uli

Sechs Mädels, alle so zwischen 20 und 30. Einige erfahrene Yogis, andere zum ersten Mal dabei. Es gab einen guten Vibe und Franziska hat auch alle abgeholt, in dem sie nochmal kurz gesagt hat, worum es beim Kundalini geht und dass wir uns einfach darauf einlassen sollen und dann fühlen, was es mit uns macht.
Christina

Wie würdest du die Lehrerin beschreiben?
Franziska kenne ich „von weitem“ schon länger durch ihren Blog. Sie hat vor kurzem eine Ausbildung zur Kundalini-Lehrerin gemacht. Ihre Ausstrahlung ist sehr positiv, sehr authentisch. Sie sieht wunderschön aus mit ihrem Turban-Stirnband und ihrer Mala-Kette. Und unter dem weißen Kleid trägt sie eine bunte Leggings mit Kirchenfenster-Ikonen-Print. Wenn Kundalini irgendwie hip sein kann, dann so!
Uli

Franzi schreibt mir auf ihrem Blog Fuck Lucky Go Happy oft entweder aus dem Herzen oder genau das, was ich in dem Moment lesen muss. Darum habe ich mich total gefreut, sie mal als Lehrerin zu erleben. Sie war total präsent, offen und herzlich. Man hat ein wenig gemerkt, dass sie noch nicht ewig unterrichtet, weil sie sich manchmal etwas verheddert hat, aber das hat gar nicht gestört. Außerdem fand ich cool, dass sie einfach ein weißes Kleid über ihrer bunten Yogaleggings anhatte. Kundalini in Style.
Christina

Was gefiel dir, was nicht?
Wie immer beim Kundalini spüre ich Anstrengung auf eine Art, die ich von Vinyasa nicht kenne. Alles reibt sich und ich muss aus vollem Herzen lachen (immerhin besser als fluchen). Mein Nervensystem behauptet, ich könnte nicht mehr (Franziskas Erklärung). Ich halte manchmal gegen, manchmal nicht. Ich liebe das. Es fühlt sich irgendwie masochistisch an, aber am Ende löst sich so viel. Besonders gefallen hat mir die Musik: Schon mal zu My heart is beating like a jungle drum Feueratem gemacht? Alter, das fetzt. Was mir nicht gefallen hat? Die 90 Minuten waren irgendwie zu schnell vorbei, auch wenn ich zwischendurch hilflos da lag wie ein Käfer, der auf den Rücken gefallen ist.
Uli

Mir hat Franzis Art und Weise, wie sie Kundalini für uns zugänglich gemacht hat und uns angeleitet hat, super gefallen. Sie ist verankert in der Praxis, aber es gab trotzdem auch etwas zu Lachen – was das Ganze enorm aufgelockert hat. Nicht so gut gefallen hat mir, dass sie bei den anstrengenden Übungen am Ende einen Countdown gezählt hat. Da musste ich sehr ans Fitness-Studio denken.
Christina

Wo bist du an deine Grenzen gegangen?
An vielen Stellen. Feueratem bei quasi komplett angespannten Bauchmuskeln mit im 30°-Winkel gehobenen Beinen ist wirklich eine riesen Herausforderung.
Uli

Feueratem im Schulterstand. Mein Schulterstand ist nicht besonders stabil und dabei dann auch noch den Atem mit den Bauchmuskeln herauspressen – das hat nicht so recht geklappt.
Christina

IMG_7325Deine Asana des Tages?
Schulterstand mit gegrätschten Beinen und Feueratem. Ich musste lachen, weil es so anstrengend war und sich auch irgendwie abstrus und gut angefühlt hat. Mensch. Hätte nie gedacht, dass Schulterstand mal meine Asana des Tages wird!
Uli

Ong Sohang. Eine Art Child’s Pose, bei der aber die Hände vor dem Kopf in die Gebetshaltung gebracht werden. Ich habe in dieser Haltung unheimlich intensiv erlebt, wie der Raum um mein Herz ganz weich war, wahrscheinlich durch die Übungen davor. Das war sehr schön.
Christina

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Welcher Gedanke hat dich abgelenkt?
Vielleicht die Frage, wie ich die Schlagkraft meiner momentan recht ausufernden Gefühle (für bestimmte Menschen und überhaupt) zu etwas rein Positivem wandeln kann. Ist das Ablenkung oder hat das was mit dem Stundenthema zu tun?
Uli

Ich habe mich häufig gefragt, ob meine Ausrichtung richtig ist – trotz Franziskas Hinweis zu Anfang, dass das nicht so nötig ist wie bei anderen Yogastilen.
Christina

Was hast du über Yoga dazugelernt?
Das Lied am Ende der Stunde ist auf Englisch, weil Yogi Bhajan zum Geburtstag einen irischen Segensspruch gewidmet bekam und ihn so gern mochte, dass er ihn in seine Praxis einbezogen hat. Yoga-Globalisierung anno 1968.
Uli

Im letzten Jahr habe ich fast ausschließlich Vinyasa Flow und Jivamukti geübt. Es war fast etwas befremdlich, nicht im Geringsten zu wissen, was als nächstes kommt und auch, sich nicht konstant zu bewegen. Die Stunde heute hat mich erinnert, dass Yoga viel mehr ist als das, was ich aktuell praktiziere.
Christina

Was hast du über dich gelernt?
Zeit für mich selbst nehmen war lange etwas, das ich nicht geschafft habe, weil ich nie was verpassen wollte. Dafür, dass ich inzwischen selbstgenügsam sein kann, bin ich sehr dankbar. Außerdem habe ich gemerkt, wie ich Kundalini total durch die Brille eines klassischen Yogis sehe – ich habe z.B. während der Praxis an einer Stelle nachgefragt, ob wir diese Übung nicht auch noch mit dem anderen Bein machen müssen (nein, müssen wir nicht), weil diese „Symmetrie“ im Hatha-Yoga wichtig ist. Interessant, dass man Voreingenommenheit, egal welcher Art, irgendwie nie so leicht abstellen kann.
Uli

Wie eingangs erwähnt habe ich das erste und bisher letzte Mal bisher vor zwei Jahren auf einem Retreat Kundalini-Yoga gemacht und ich hatte damals große Mühe, dabei ernst zu bleiben. Durch meine Yogapraxis im letzten Jahr (vor allem die Jivamukti-Gesänge am „Zwergenklavier“) bin ich viel offener geworden und konnte mich darauf einlassen. Vor einem Jahr hätte ich mich noch ständig gefragt „was machst du hier eigentlich“ und dann angefangen zu lachen. Ich habe gelernt, urteilsfrei und präsent im Moment zu sein. Das habe ich heute erkannt und sehr genossen.
Christina

Was hast du über Christina gelernt?
Je obskurer die Praxis, desto neugieriger ist Christina. Auf gute Art. Sie ist wie ich in der Überzeugung verankert, dass Yoga alle möglichen Wege bereit hält. Und offen dafür, die auch zu gehen.

Uli hat im Schulterstand gekichert – glaube ich zumindest. In dem Moment habe ich überlegt, ob es wohl an meinem Feueratem-Fail lag. Uli ist sonst beim Yoga immer sehr präsent, darum war es ulkig, das mal anders zu erleben. Außerdem hat sie dieses Yogablogger-Ding schon voll raus und denkt an alles.
Christina

Worüber habt ihr danach gesprochen?
Dass es witzig ist, nach den Öffnungszeiten durch ein dunkles Café zu spazieren.
Uli

Darüber, dass es kalt ist und wie wir nach Hause kommen. Und dass wir nicht über die Stunde sprechen sollten, bevor wir alles aufgeschrieben haben.
Christina

Welche Frage stellst du dir gerade?
Kann ich heute schlafen oder ist mein Körper jetzt total aufgepumpt?
Uli

Ich frage mich, ob ich regelmäßig Kundalini machen möchte und wie ich das in meinem Leben noch unterbringen könnte. Und wie es wohl ist, wenn man einen Turban trägt.
Christina

Möchtest du noch etwas sagen?
Hm. Ich glaube ich werde … ganz … gut… schla…
Uli

Am Ende wird beim Kundalini ein irischer Segen gesungen. Da schließt sich der Kreis.
Christina

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