Moritz hat noch nie Yoga gemacht. Dass er sich traut, gleich über seine allererste Stunde zu schreiben, ist schon an sich beeindruckend. Und dann findet er auch noch so klare Worte dafür, warum Yoga für jeden da ist. Danke und Hut ab!
Uli, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Das Wetter ist heute sehr schön und ich bin recht energiegeladen. Freue mich aufs Yoga mit Moritz am Abend. Außerdem hatte ich ein sehr lustiges Gespräch mit einem Freund, das mich den ganzen Tag schmunzeln lässt.
Moritz, erzähl uns von deinem Tag. Was hat dich beschäftigt?
Ein fast ganz normaler Arbeitstag. Falls es so etwas gibt. Zahlen vom Vortag, Excel-Tabellen, Meeting, Analysen hier, Entscheidungen da. Dafür war das Wochenende davor besonders. 1. Mai. Ich war auf einer Hochzeit von Freunden in Köln, das klingt immer noch nach. Und dann natürlich schon beim Aufstehen ein klein wenig Aufregung: Heute gibt’s wieder ein erstes Mal! Erste Male sind immer besonders. Da macht das erste Mal Yoga keine Ausnahme. Was da wohl auf mich zu kommt?
Wo habt ihr heute Yoga gemacht?
Bei Yoga Sky im Bergmannkiez in Kreuzberg. Ich wohne hier um die Ecke, war aber noch nie da. Das Studio wurde mir schon von mehreren Leuten empfohlen. Es ist auch wirklich, wirklich wunderschön. In einem ausgebauten, sanierten Dachgeschoss, mit zwei Yogaräumen, einem gemütlichen Aufenthaltsbereich und einer Sauna (!!). Sehr geschmackvoll eingerichtet.
Uli
Bei Yoga Sky in Kreuzberg. Süd-westliche Ecke des Bergmannkiezes. Nach einem außer-atem-bringendem Treppenaufstieg ganz oben unterm Dach. Schöne hohe Räume, schlicht, weiß, klar und doch angenehm zum Wohlfühlen. Anfangs noch mit Abendsonne durch die Himmelsfenster. Traumhaft!
Moritz
Beschreibe die Stunde.
Wir haben mit Bauchmuskel- und Aufwärmübungen angefangen. Danach gab es „Pranava“ – im Prinzip die ausführliche Version von Om. Im Anschluss haben wir einige Sonnengrüße und stehende Haltungen gemacht. Die Klasse war Level 1 und recht grundlegend. Sandra, die Lehrerin, bezog sich auch ab und zu auf die vorherigen Wochen und ich denke, hier wird relativ systematisch aufgebaut und gelehrt. Das finde ich gut. Peak-Asanas waren Uttita Hastha Padangusthasana (eine stehende Balance) und Parivrtta Ardha Chandrasana, der gedrehte Halbmond. Am Ende haben wir noch eine Partnerübung zur Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskulatur gemacht.
Uli
Gut wars! Anstrengend und entspannend. Fürs erste Mal echtes Yoga lief es gut. Ein paar Sachen waren mir von „Yoga-Pilates-Stunden“ in Indonesien vertraut. Auch die Namen einiger Positionen hatte ich schon mal gehört. Dazu kam viel Neues und Unbekanntes. Vieles was ich nicht verstanden habe, da in Yogi-Sprache. Macht aber gar nichts. Drauf einlassen und mitmachen, nachahmen. Von der entspannten Stellung des Kindes, über den Balanceakt des Kutschers und Mantra-Singen, bis hin zur Zerreißprobe-Beingrätsche in Partnerarbeit war alles dabei.
Moritz
Wie würdest du die Menschen beschreiben, die im Kurs waren?
Wir waren zu acht. Schön kleine Gruppe, inklusive Moritz drei oder vier Männer. Ich würde sagen, das Durchschnittsalter ist etwas höher und das Hipness-Level der Leute etwas niedriger als bei meinen üblichen Studios. Angenehm also!
Uli
Eine kleine Gruppe, die meisten anscheinend öfter da. Den Altersdurchschnitt haben wir vermutlich ein Stück nach unten gezogen. Alle sehr freundlich und offen. Das hier ist kein Leistungssport, und das merkt man. Alle wollen gemeinsam, aber auch jeder für sich etwas schaffen.
Moritz
Wie würdest du die Lehrerin beschreiben?
Sandra wirkt sehr lebensfroh auf mich, locker und sportlich. Sie hat sich sofort unsere Namen gemerkt. Ausrichtung ist ihr sehr wichtig, das gefällt mir. Danach hat sie uns erzählt, dass sie zwei Ausbildungen gemacht hat; die zweite, um auch mehr über die Philosophie der tantrischen Tradition zu lernen. Man merkt, dass sie sich damit viel beschäftigt.
Uli
So wie man, oder jedenfalls ich, mir das vorgestellt habe. Ein bisschen yogini-spirituell und bewusst. Doch auch nur ein Mensch, ganz normal, mit beiden Füßen auf dem Boden. Sehr freundlich und hilfsbereit, ohne aufdringlich oder korrigierend zu wirken. Das macht es auch einem Anfänger leicht. Moritz
Was gefiel dir, was nicht?
Habe ich schon erwähnt, wie schön dieses Studio ist? Was gefiel mir nicht… hm. Mir fällt nichts ein. Ich wäre gern losgaloppiert, aber wie immer merke ich dann, dass eine etwas langsamere Praxis auch mal gut tut.
Uli
Es gefiel mir, dass ich es mal probiert habe. Einfach das Gefühl für einen selber. Sich knapp zwei Stunden lang mit dem eigenen Körpergefühl zu beschäftigen tut gut. Dazu hat die Atmosphäre natürlich einen wichtigen Beitrag geleistet. Ein schönes Studio, Abendsonne, Kerzen. Überhaupt kein Druck und trotzdem an seine Grenzen gehen. Etwas Neues über sich lernen. Überrascht sein über die eigene Verrenkbarkeit und auch zu spüren wo Schluss ist für den Körper. Es gefiel mir nicht, dass mein Rücken so krumm ist und meine Wirbelsäule mir jetzt schon des Öfteren einen Strich durch die Rechnung macht. Meine Wadensehnen scheinen auch nicht mehr die längsten zu sein.
Moritz
Wo bist du an deine Grenzen gegangen? Ich habe vom Yoga gestern noch Beinmuskelkater (hallo, Lina!) – dementsprechend waren die stehenden Haltungen eine Herausforderung. Auch wenn das Level der Klasse Basic war – es ging tief rein.
Uli
Manchmal ging es ganz schön schnell. Die Beine wie im Spagat auseinander zu drücken – aah! Den Rücken im Hund gerade zu bekommen – uuh! Das Gleichgewicht beim Kutscher zu halten – mmh… Moritz
Deine Asana des Tages?
Die Partnerübung: Mit gegrätschten Beinen gegenübersitzen und sich gegenseitig mehr in die Dehnung ziehen. Meine inneren und hinteren Oberschenkelmuskeln können das sehr gut gebrauchen. Ich mag außerdem die Dynamik, die bei Partnerübungen in den Klassen entsteht. Ist immer spannend zu beobachten.
Uli
Die Grätsche war schon eine besondere Herausforderung. Zwischendrin hat die Stellung des Kindes immer wieder für Entspannung gesorgt.
Moritz
Welcher Gedanke hat dich abgelenkt?
Ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte mir den Sonnenuntergang angeschaut. Die Abendsonne schien genau ins Studio. Nächstes Mal lege ich die Matte ans Fenster.
Uli
Am Anfang Gedanken an alles Mögliche. Genau diese Art von Gedanken-Welt, die man während einer Yoga-Stunde ganz gut hinter sich lassen kann.
Moritz
Was hast du über Yoga dazugelernt?
Pranava ist die ausführliche Version von Om. Dazu singt man nacheinander drei Mantren: A, U und M. „A-U-M“. Beim singen von „Aaaa…“ konzentriert man sich auf den unteren Bauch. Es steht für körperliche Reinigung und Erdung. „Uuu…“ ist fürs Herz zuständig – emotionale Reinigung. „Mmmm…“ reinigt den Kopfraum, den Geist. In jedem Mantra wird eine andere Mudra mit den Händen eingenommen und am Ende singt man noch dreimal Om – quasi zusammengeführt. Eine schöne Übung, um vor der Asana-Praxis die (Zitat Sandra) „kosmische Energie einzutunen“ – was immer das für einen persönlich bedeutet.
Uli
Dass ich nichts weiß. Jedenfalls nichts über die Fachsprache und die Hintergründe. Und auch, dass genau das erst mal zweitrangig ist und man trotzdem mitmachen kann.
Moritz
Was hast du über dich gelernt?
Ich werde immer offener, was meine Wahrnehmung und Wertschätzung verschiedener Yoga-Lehrstile betrifft. Ich fühle mich inzwischen relativ schnell selbstsicher in einem Studio, auch wenn ich es gar nicht kenne. Uli
Mal wieder, dass ich mich öfter aufraffen sollte und etwas tun sollte. Zum Beispiel Yoga, oder überhaupt Bewegung. Sobald ich es geschafft habe loszulegen, ist es ein tolles Gefühl.
Moritz
Was hast du über Moritz gelernt?
Moritz hat drei ältere Geschwister. In Indonesien hat er Tourismus und die Sprache studiert und hat dort schonmal „Pilates-Yoga“ gemacht. So selbstsicher und unkompliziert wie er auch „ja“ zum bloggen gesagt hat, steht Moritz als komplett unerfahrener Yogi lässig in der ersten Reihe und übt. Er hat Allüren oder Ziererei nicht nötig. Seine Präsenz ist schön. Hoffentlich kommt er mal wieder.
Was hast du über Uli gelernt?
Wann und aus welchen Gründen sie abends das Büro verlässt. Dass der vermeintlich direkte Weg zum Studio nicht immer der schnellste ist. Dass Tanzkurse der Anfang vom Ende sein können. Dass man auch das Blogger sein erst mal lernen muss – sie das mittlerweile aber schon ziemlich gut drauf hat! Dass wir nicht nur beide das Studio sehr schön fanden, sondern wohl einige Dinge in der Welt aus einer ähnlichen Perspektive sehen.
Moritz
Worüber habt ihr danach gesprochen?
Darüber, dass man mit der Zeit lockerer wird, wenn es darum geht, im Studio Bilder zu machen und den Leuten zu erklären, wozu man das macht. Außerdem haben wir festgestellt: „Tanzen ist wie Sex in der Öffentlichkeit, der niemanden stört.“
Uli
Über Tanzkurse, das Tanzen und wie es einen kickt.
Moritz
Welche Fragen stellst du dir gerade?
Was schreibt Moritz?
Uli
Direkt danach war die Frage: Wie komme ich nach Hause? Der GDL-Streik macht das nicht gerade einfacher.
Moritz
Möchtest du noch etwas sagen?
Nächstes Mal gehe ich danach noch in die Sauna.
Uli
Klasse wars, danke!
Moritz