Das war ich nicht, das war mein Ego! #3: Die Sache mit dem Stolz

days of yoga

Ich war kürzlich beim Forever Now Festival in einem Workshop namens “The Art of Connection”. In verschiedenen Partnerübungen sind wir mit unseren Mitteilnehmenden in Verbindung getreten. Ohne große Erwartungen habe ich meinen Körper geschüttelt, in Augen geschaut und Hände analysiert. Eine der Übungen lautete: Halte die Hand deines Gegenübers. Ok, hab ich gemacht. – “Und jetzt bitte wechseln!“

Den anderen eine Last sein?

Was wie eine totale Alltäglichkeit klingt, schickt mir einen Ruck durch den Körper. In dem Moment, wo ich meine Hand in die meiner Partnerin sinken lasse und kein Gewicht mehr trage, wird mir schlagartig bewusst, wie lange ich das nicht gemacht habe. Mich einfach halten lassen. Ohne das Gefühl, etwas selbst stemmen zu müssen. Ohne den Wunsch, der Außenwelt Unabhängigkeit und Kraft zu demonstrieren. Ich kann gerade noch so verhindern, laut aufzuschluchzen.

Zur Zeit dreht sich mein Leben hauptsächlich ums Kisten packen und Wände streichen. Umzüge sind natürlich ein Paradebeispiel dafür, dass man sich bei manchen Dingen eben helfen lassen muss. Und obwohl ich extrem hilfsbereite Freunde habe, habe ich große Angst davor, mit meinen Bücherkisten (und den zwei bezahlten, erfahrungsgemäß eher mies gelaunten Möbelpackern) allein dazustehen. Mein Ego sperrt sich ganz stolz und frei nach dem Motto “wer mir nicht unbedingt helfen will, der kann mir auch gestohlen bleiben” gegen die Vorstellung, meine Freunde nicht beiläufig, sondern mit Dringlichkeit im Ton zum Hilfe zu bitten. Das Resultat: Sie denken wahrscheinlich, ich käme super alleine klar und freuen sich schon darauf, mir zum Einzug eine Flasche Schampus vorbei zu bringen.

Stolz ist unnütz.

Selbst Dana, die mich eigentlich besser kennt als ich selber, ist überrascht, als es am Abend nach dem Workshop plötzlich aus mir herausbricht und mir klar wird, wie dringend ich ihre Anwesenheit und die meiner anderen Freunde bei meinem bevorstehenden Umzug brauche. Sie formuliert es dann aber mal wieder richtig: “Das kann man von guten Freunden einfordern. Keiner findet Umzüge geil. Aber man kann denen sagen: Hey du Blödmann, es ist mir wichtig, dass du mir hilfst!“

Was ich daraus gelernt habe: Manchmal verhindert mein Ego nicht nur selbstlose Verbindungen, sondern sabotiert andere Menschen in ihrer Fähigkeit, mir gegenüber selbstlos zu sein (das nennt man dann wohl „Stolz“). Man muss sich eben nicht nur in Workshops, sondern auch im wirklichen Leben manchmal an die Hand nehmen lassen. Auch wenn man dann so schwer ist wie der Inhalt meines Bücherregals, feinsäuberlich und von A bis Z sortiert auf 13 Bio-Bananenkisten verteilt.

Dieser Text ist Teil einer Serie, in der ich aus der Beziehungskiste von meinem Ego und mir erzähle. Was bisher geschah, kannst du hier nachlesen.

2 Kommentare

  1. Sehr sehr schön alle drei EgoBlogs, mir auch ein bischen aus der Seele geschrieben. Bitte ganz selbstlos 😉 fortsetzen.

    Danke, liebe Grüße..
    .. Namasté

    Martin

    PS: ich hab mich gewundert, das noch niemand aus dem virtuellen Yogiland kommentiert hat ????? Vielleicht ist das Thema zu unangenehm ?

    • Days of Yoga

      Hi Martin, danke für das schöne Feedback! Ich weiß nicht, ich würde mich immer über Kommentare freuen! Auch über Anmerkungen, Anregungen, Kritik… 😉 liebe Grüße!

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